Karlsbad

Die Vertreibung der Sudetendeutschen


1. Potsdam und die Folgen


In Potsdam berieten die drei Siegermächte USA, Großbritannien und die UDSSR über den Umgang mit dem besiegten Deutschland.

Beschlossen wurden die Demokratisierung, Entnazifizierung und Entmilitarisierung, sowie Demontagen. Außerdem enthielt das Potsdamer Protokoll in Artikel XIII einen Vertreibungsbeschluss:


„XIII. Ordnungsgemäße Überführung deutscher Bevölkerungsteile


Die Konferenz erzielte folgendes Abkommen über die Ausweisung Deutscher aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn. Die drei Regierungen haben die Frage unter allen Gesichtspunkten beraten und erkennen an, dass die Überführung der deutschen Bevölkerung oder Bestandteile derselben, die in Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn zurückgeblieben sind, nach Deutschland durchgeführt werden muss. Sie stimmen darin überein, dass jede derartige Überführung, die stattfinden wird, in ordnungsgemäßer und humaner Weise erfolgen soll …“


In den Monaten nach der Konferenz gab es zunächst wenige neue Vertreibungen, denn die teilweise mehrdeutigen Formulierungen des Potsdamer Protokolls enthielten auch eine Art Moratorium für weitere Deportationen.

Zwischen 10. Januar und 27. November 1946 wurden dann über zwei Millionen Sudetendeutsche in fast 2000 Eisenbahnzügen mit je etwa 1200 Personen aus ihrer Heimat abtransportiert. Zunächst mit 30, dann mit 50 Kilo Gepäck.


In den eineinhalb Jahren von Mai 1945 bis Dezember 1946 wurden ziemlich genau 2,8 Millionen, der bis dahin im Lande lebenden gut 3,2 Millionen Sudetendeutschen, vertrieben. Etwa 250.000 konnten oder mussten in der Heimat bleiben. Aber auch sie wurden durch die Beneš - Dekrete enteignet, viele von ihnen wurden innerhalb der Tschechoslowakei verschleppt.




Gegen alle Versprechungen Beneš wurden auch die Nazi-Gegner enteignet und meistens vertrieben. Das Angebot zu bleiben, das nur wenige bekamen, nahm kaum einer an. Das Umfeld war total verändert, der Freundes- und Bekanntenkreis nicht mehr da, die Heimat fremd geworden. Wer Glück hatte, konnte als „Antifaschist“ seine Möbel mitnehmen.


„Der unmenschlichste Beschluss, der jemals von einer zur Verteidigung der Menschenrechte berufenen Regierung gefasst wurde“, so nannte die Journalistin Anne O´Hare McCormick am 13. November 1946 in New York Times das alliierte Verdikt von Potsdam über die 14 Millionen Ost- und Sudetendeutschen.


2. Die Flüchtlingstransporte von Karlsbad


Herr Wilhelm Jan aus Augsburg hat der Vereinigung der Sudetendeutschen Familienforscher (VSFF) im Jahr 2016 eine Sammlung der sog. „Flüchtlings-Transporte“ des Jahres 1946 überlassen. Sie enthält keine Namen der Vertriebenen, sondern die Abgangs- und Zielorte, Grenzankünfte sowie die Personenzahl von 1832 Transporten des Jahres 1946, die aus den heutigen Ländern: Tschechische Republik, Österreich, Ungarn und die Slowakei in die Gebiete der amerikanischen (Bayern – 787.934 Personen, Nord-Württemberg, Nord-Baden, Großhessen) und sowjetischen Besatzungszone (später DDR) geleitet wurden.  


Der „Heimatverband der Karlsbader e.V.“ hat eine fast komplette Zusammenstellung der Transporte aus Karlsbad über Eger nach Wiesau.

Die Transportlisten enthalten das Datum der Vertreibung, den Vor- und Zunamen, das Alter der jeweiligen Person, den Wohnort, Beruf, Transportnummer, Waggonnummer und der gewünschte Zielort.

Im Karlsbader Museum in Wiesbaden liegt eine Kopie der Namensliste der vertriebenen Landsleute aus dem Stadt- und Landkreis Karlsbad.

Auskünfte über die einzelnen Transporte erteilt auch der Heimatortsbetreuer von Schneidmühl (siehe Anschriftenliste).  


Die Vertriebenentransporte von Karlsbad aus sind nachfolgend dargestellt.







Antifaschistentransporte - ehem. Sozialdemokrate  die für den freiwilliegen Abgang aus dem Bezirk Karlsbad angemeldet sind