Karlsbad

Das Weltbad Karlsbad

Berühmte Gäste


Nach Kriegs- und Religionswirren begann im ausgehenden 17. Jahrhundert die Glanzzeit Karlsbads. August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen reiste mehrmals mit großem Gefolge an und gab rauschende Feste, auch Friedrich III. von Brandenburg, der spätere erste Preußenkönig, gehört zu den prominenten Badegästen jener Jahre. Zar Peter der Große kam zweimal, 1711 und 1712, ins Bad; er traf hier mit Leibniz zusammen, den er als Geheimen Justizrat für russische Dienste gewinnen konnte. Die Gründung der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg geht auf diese Begegnung zurück.


Als 1731 Kaiser Karl VI., der Vater Maria Theresias, zu einer sechswöchigen Kur eintraf, waren 245 Häuser erforderlich, den kaiserlichen Hofstaat unterzubringen – auch anspruchsvollen Gästen konnten offenbar bereits alle Annehmlichkeiten geboten werden. Ein großer Brand zerstörte 1759 das barocke Karlsbad fast vollständig.


Sein Ruf als „Adelsbad“ litt dadurch nicht. Bald wieder schöner und moderner aufgebaut, erlebte Karlsbad in den folgenden Jahrzehnten einen ungeahnten Aufschwung. Schon 1768 weiß ein Bäderführer zu vermelden: „In ganz Deutschland, in ganz Europa, kennt man dieses weit berühmte Bad, und preiset seine Tugenden.“

Der russische und der polnische Adel gab sich alljährlich ein Stelldichein, böhmische und sächsiche Grafen durften nicht fehlen. Besuche Kaiser Franz I., seiner Gemahlin Maria Ludovica und seiner Tochter Kaiserin Maria Luise, der Gattin Napoleons, waren glanzvolle Höhepunkte in jener Zeit.

Die Jahre nach den napoleonischen Kriegen gingen als die einträglichen „Dukatenjahre“ in die Annalen der Stadt ein, der Ministerkongreß, den Fürst Metternich 1819 in der Sprudelstadt abhielt, lebt mit seinen berüchtigten Karlsbader Beschlüssen in den Geschichtsbüchern weiter.


In jene Jahre fallen auch die Badeaufenthalte Goethes, dessen Name wie kaum ein zweiter mit Karlsbad verbunden ist. Zwölfmal weilte er zwischen 1785 und 1820 zur Kur in der Sprudelstadt, und mancher dieser Aufenthalte dauerte länger als drei Monate. Neben den Pflichten und Zerstreuungen des Badelebens war Goethe fast ununterbrochen tätig.

Hier arbeitete er am „Wilhelm Meister“, an der „Iphigenie“, an den „Wahlverwandt­schaften“ und an „Dichtung und Wahrheit“, hier entstanden Gedichte für den „West-östlichen Diwan“, hier ging er seinen naturwissenschaftlichen Interessen nach und durchforschte die Pflanzen- und Gesteinswelt, er malte, zeichnete und führte zahllose Gespräche.


„Man könnte hundert Meilen reisen und würde nicht so viele Menschen und so nahe sehen. Niemand ist zu Hause, deswegen ist ein jeder zugänglicher und zeigt sich doch auch eher von seiner günstigen Seite“, schreibt er einmal an Schiller.


Im Laufe des 19. Jahrhunderts wandelt sich Karlsbad zum Luxusbad der Reichen und gleichzeitig zum Weltbad für alle Gesellschaftsschichten. Zählte man zu Beginn des Jahrhunderts jährlich etwa 1000 Kurparteien, so waren es um die Jahrhundertwende bereits 50.000, um 1911 mit 71.000 Kurgästen und 200.000 Durchreisenden den Höhepunkt zu erreichen.


Neben Kaiserinnen und Königen, neben Dollarmillionären und indischen Maharadschas gab es kaum eine Berühmtheit, die Karlsbad nicht zu seinen Gästen zählen konnte -- sei es Friedrich Schiller, Theodor Körner, Adalbert Stifter, Theodor Fontane oder Gerhart Hauptmann, Leo Tol­stoj, Iwan Turgenjew oder Nikolai Gogol, Ludwig van Beethoven, Niccolò Paganini, Robert Schu­mann, Johannes Brahms, Frédéric Chopin, Franz Liszt, Richard Wagner oder Max Reger, Fürst Blücher, Fürst Bismarck oder Karl Marx – die Reihe der Namen ließe sich schier endlos fortsetzen.