Karlsbad

Das Weltbad Karlsbad

Chevalier Jean de Carro


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Jean de Carro wurde am 8. August 1770 in Genf geboren. Als Zwanzigjähriger begann er das Studium der Medizin an der Universität zu Edinburgh, wo er 1793 zum Doktor der Medizin promoviert wurde. Nach kurzem Aufenthalt in seiner Heimatstadt setzte er seine Studien an der Universität in Wien fort und wurde bereits im Mai 1795 Mitglied der dortigen medizinischen Fakultät. Er ließ sich in Wien als praktischer Arzt nieder, wo er sich bald eines guten Rufs erfreute, vor allem unter Ausländern und Diplomaten.

Nachdem de Carro von erfolgreichen Impfversuchen gegen Pocken in England erfahren hatte, führte er am 10. Mai 1799 an seinen beiden Söhnen erfolgreich die erste Pockenschutzimpfung mit Kuhpockenlymphe auf dem europäischen Kontinent durch. Sein unermüdlicher Kampf gegen diese schreckliche Krankheit wurde durch Ehrungen aus vielen Teilen der Welt gewürdigt, auch die Erhebung in den Ritterstand durch Kaiser Franz I. im Jahre 1820 gehört dazu.

Im Jahre 1826 begab sich de Carro als schwerkranker, von Gichtanfällen und anderen Leiden gezeichneter Mann nach Karlsbad. Es geschah geradezu ein Wunder – schon nach sechs Wochen stellte sich nicht nur eine Linderung sei­ner Beschwerden ein, sondern er erlangte, wie er selbst berichtet, vollkommene Heilung. Dieser Kurerfolg veranlaßte de Carro, seine Praxis von Wien nach Prag zu verlegen, um künftighin während der Kursaison in Karlsbad als Badearzt tätig sein zu können.

Neben seiner brunnenärztlichen Tätigkeit erschloß sich de Carro sofort einen ausgedehnten Wirkungskreis. Noch 1826 führte er die Dampfbäder in Karlsbad ein, regte neue chemische Analysen der Quellen an und studierte deren Wirkungsweise. Im darauffol­genden Jahre erschien sein erstes Werk über Karlsbad mit dem Titel Carlsbad, ses eaux miné­rales et ses nouveaux bains à vapeurs. Er verfaßte diese Schrift in französischer Sprache, um dem fast vollständigen Mangel an fremd­sprachlicher Literatur über Karlsbad abzuhelfen. 1835 und 1842 folgten zwei Schriften in englischer Sprache. So trug de Carro wesentlich zur Verbreitung des Rufes Karlsbads in Westeuropa und in Übersee bei, was sich schon bald im Ansteigen der Be­sucherzahlen niederschlug.

Seine eindrucksvollste Leistung stellt der Almanach de Carlsbad dar, ein in französischer Sprache verfaßtes Jahrbuch, dessen 26 Bände de Carro in regelmäßiger Folge von 1831 bis 1856 heraus­gab – eine wahre Fundgrube des Wissenswerten und Interessanten über Karlsbad. Neben jährlichen Berichten aus der Kursai­son enthält dieser Almanach lokalhistorische, natur­kundliche, medizinische und balneologische Abhandlungen sowie Aufsätze über Böhmen und die junge tschechische Literatur, über Völkerkunde sowie allgemein interessierende kulturgeschichtliche The­men.

Ein heute noch sichtbares Zeichen von de Carros Wirken in Karlsbad bildet die auf seinen Vorschlag 1829 beim Mühlbrunn angebrachte Marmor­tafel, auf der die erste Lobpreisung des Bades, die lateinische Ode In thermas Caroli IV. des 1510 verstorbenen böhmischen Humanisten Bohuslaw Lobkowitz von Hassenstein verewigt ist. De Carros große Verdienste um die Kurstadt wurden durch die Überreichung des Ehrenbürgerbriefes der k. priv. Stadt Karlsbad anläßlich seines Goldenen Doktorjubiläums am 24. Juni 1843 gewürdigt.

Ein Resumé seiner ärztlichen Tätigkeit gab Jean Ritter de Carro 1853 mit seiner Schrift Vingt-huit ans d'ob­servations et d'expériences à Carlsbad, der 1855 als letztes Werk seine Mémoires folgten. Er starb am 12. März 1857 und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem St. Andre­as­Fried­hof bestattet.